BAYERN IM DSCHUNGEL (AT)

Barbara Maria Messner 

Vroni/ Veronique kommt heim

Heimkommen, was heißt das überhaupt. „Komm heim“ hatte die Mutter gestern am Telefon gesagt, „sofort, ich brauch dich.“
Heimkommen.

Sie war weggegangen, um nie wieder zu kommen, in dieses Kaff.
Weg aus Bayern, raus in die Welt.
Ein paar Mal war sie schon da gewesen in den letzten 20 Jahren. Zur Beerdigung vom Vater, eine Woche zur Apfelernte oder dann doch mal zum Familienfest zu Weihnachten.

Da stand sie nun mitten auf dem Dorfplatz.
Es war sieben Uhr früh.
Sie hatte gleich eine Maschine nach München gebucht und war dann mit dem ersten Zug und Bus nach Hause.
Heimkommen.


Wo gehörte sie denn eigentlich hin.
Paris!?
In ihren dunkelblauen eleganten Sachen mit einem rotgemusterten Schal als Farbtupfer, dem Reiseköfferchen mit Sachen für zwei Tage - dann nichts wie weg - wirkte sie wie ein Fremdkörper.„Do siegt ma doch jeden Dreck!“, würde die Mama sagen.

Was war denn überhaupt genau los?
Die Tante Leni war am Telefon auch so unklar: „Komm besser gleich.“
Die sollte sie doch abholen.
Naja, hatte sie wie üblich vergessen.

So eine Ruhe hier.
In Paris Belleville, wo sie ein Zimmer unterm Dach hatte, zwar nach hinten raus, aber trotzdem, war es nie ruhig.
Immer ein Rauschen vom Straßenverkehr oder die Geräusche der anderen Mieter.


Vroni oder zu dem Zeitpunkt noch ganz Veronique, fühlte sich verloren.
Zwei Tage hierbleiben.
Die Mama war wie immer, als ob sie einen siebten Sinn hätte, mitten in ein wichtiges Gespräch mit ihrem Chef geplatzt, was sie beinahe den Auftrag gekostet hätte.
„Du mußt jetzt sofort kommen, ich bin von der Leiter gefallen.
Jetzt sofort.“
„Mama, ich bin in Paris, am Arbeiten.“
„Ja, jetzt sofort“ und aufgelegt hatte sie.

Textauszug aus dem Theatertext BAYERN IM DSCHUNGEL (AT)