“Frage an mich selbst Doppelpunkt – bin ich jetzt gleich wieder nur der Zuschauer einer verzweifelten Performance oder bin ich sogar ihr Auslöser?”

© Frank Zuber

© Frank Zuber

Barbara te Kock

Barbara te Kock schreibt Theatertexte und Drehbücher für Arthouse Kinofilme und Serien. Nach einer einjährigen Fotoassistenz bei der renommierten Fotografin Herlinde Koelbl studierte sie Soziologie, Theaterwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2003 ist sie als Autorin, Dramaturgin und Regisseurin (im Team mit Philine Velhagen, www.velhagen-te kock.de) in der freien Theaterszene tätig und war in Basel, Wien, Köln und München erfolgreich mit Theaterprojekten vertreten (Schauspielhaus Wien, Drama X Wien, Spielart Festival München, Pathos Theater München, Festival Politik im Freien Theater usw.). 2008 war sie Stipendiatin der Drehbuchwerkstatt München an der Filmhochschule München. Ihr dort entstandenes Drehbuch UND MORGEN MITTAG BIN ICH TOT wurde für den Tankred Dorst Preis nominiert, im Herbst 2012 verfilmt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Für die Bühne entwickelte sie zuletzt die Theaterserie MÜNCHNER SCHICHTEN im Writersroom mit sieben Autor*innen des Netzwerks Münchner Theatertexter*innen. Premiere und Start der ersten Folge war am 7.11.2018 im Rahmen des Festivals Politik im Freien Theater.


MÜNCHNER SCHICHTEN

Link zum Text

In der 80er Jahren waren Helmut Dietls „Münchner Geschichten“ Straßenfeger. Seitdem hat sich die Stadt massiv verändert. Wie und was kann man heute über sie erzählen? Das untersuchen in der Theaterserie „Münchner Schichten“ die Autor/innen Raphaela Bardutzky, Barbara te Kock, Benno Heisel und Theresa Seraphin, Amahl Khouri, Andreas Kohn, Leander Steinkopf und Jan Geiger. Jede Folge hat ihren eigenen Fokus, der sich auf einen spezifischen sozialen und politischen Aspekt des Münchner Stadtlebens richtet. Ensemble, Regie und Inhalt entwickeln sich Folge für Folge weiter. Aufgeführt wird site-specific, jeder Abend spielt an einem anderen, auf spezielle Weise typischen Ort der Stadt.

Folge 1: Ein Casting. Wer darf rein, wer muss raus? Wer muss gezeigt werden und von wem erzählt? Und geht es nur darum, in eine Serie hinein zu kommen oder gleich die ganze Stadt?

„Dort schickten Barbara te Kock (Text) und Annalena Maas (Regie) die Schauspieler Anastasia Papadopoulou, Martin Müller und Mira Mazumdar durch eine vollautomatisierte Castingshow. Jeder von ihnen wollte in einer Neuauflage der Kultserie der neue Tscharlie werden. Der ist natürlich möglichst genderverwirrt und multikulturell und ebenso in der Welt von Netflix und Selfie-Kult wie im Schuhplattlern und Chauvi-Gehabe zuhause - bis der Casting-Algorithmus alle drei ins München anno 2026 versetzt, wo Dirndlzwang und noch mehr Bürokratiewahnsinn als heute eine Massenflucht nach Berlin auslösen.“ (SZ, Sabine Leucht, 4.12.2018)

-

Regie: Annalena Maas

Darstellende: Mira Mazumdar, Anastasiea Papadopoulou, Martin Müller

Ausstattung: Christine Gebhardt

Dramaturgie: Theresa Seraphin

Produktion: Rat&Tat Kulturbüro

Regieassistenz: Angelika Endres

-

Premiere am 7.11.2018 im Lovelace Hotel


COULD BE WORSE

Link zum Text

Das Stück COULD BE WORSE beginnt mit einer Asylanhörung: Eine Beamtin in der Funktion einer Entscheiderin ist überfordert. Sie weiß nicht, ob sie der (auf der Bühne abwesenden) Afghanin mit den verätzten Fingerkuppen und den sanften Augen Asyl gewähren oder stattdessen lieber die albanische Großfamilie und die alleinstehende Bosnierin in den "Familienflieger" setzen und abschieben lassen soll. Sie kann sich einfach nicht entscheiden, und neun Plätze sind noch frei. Am Ende lässt die Entscheiderin die Afghanin da und schickt die Bosnierin weg, weil der anwesende Übersetzer mit allen Mitteln der Unterhaltungskunst eine dramatische Flucht seines Schützlings performt, so wie es die Entscheiderin forderte, denn „Jeden Tag die gleiche Geschichte langweilt ja irgendwann“.

COULD BE WORSE (2018) ist ein Einakter für zwei Schauspieler*innen.  Ein Text, der klare Bilder aufbietet und Fragen zulässt, der brisantes Diskursrauschen ebenso wie tatsächliche Praxis aufgreift und insbesondere die reizvolle Aufgabe an die Regie stellt, die jeweils anwesende abwesende Figur (oder Sache) auf der Bühne, über die entschieden wird, richtig darzustellen.

 

Frei zur UA