“Auf die Welt kommt ein großer Haufen Zellen, deren Anordnung und Zusammenspiel so ist, dass man sie und ihre Arbeit nicht spürt. Da ist kein Schmerz. Von Anfang an ist da kein Schmerz, was bedeutet, dass man sich aufs Denken verlegen kann.”

© Frank Zuber

© Frank Zuber

Katrin Diehl

Katrin Diehl ist von Heidelberg, der Hochschule für Jüdische Studien, nach München an die Deutsche Journalistenschule gewechselt. Dem Studium der Kommunikationswissenschaft an der LMU schloss sie den Aufbaustudiengang „Literaturkritik“ an, promovierte dann im Anschluss. Seitdem ist sie als freie Journalistin für die Presse im Bereich Kultur und „Menschen“ tätig, Korrespondentin der „Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung“ (Berlin) für jüdisches Leben in München. Als Autorin schrieb sie für den Funk, macht Buchprojekte und verfasste mehrere Theaterstücke, die auch bereits zur Aufführung gekommen sind. So ist sie zusammen mit Studierenden der Theaterwissenschaft mit der von ihr gegründeten Gruppe „Stegreif“ in Schulen gezogen, um mit kurzen Stücken den Unterricht zu „stören“.  2014 wurde ihr Stück „du oder ich - tot“ von Studierenden auf der Studiobühne der Theaterwissenschaft München gezeigt. 2016 lieferte sie dem Lehrstuhl der Theaterpädagogik in Rostock das Kinderstück „2 auf 1“, das durch die dortigen Grundschulen wanderte, sowie zwei Jahre später das Stück „Sie machen uns müde mit ihrer Art“, ein szenisches Kreisen um das Thema „Systemsprenger“. Die von ihr gegründete Kinder- und Jugendtheatergruppe „Die Czaks“ präsentierten 2018 im HochX ihr Stück „Das Postamt“, dann 2020 im Münchner „Einstein Kultur“ ihr Stück „Das Urteil“.  Mit ihm beteiligte sich die Gruppe bei  der Wettbewerbsaktion „denktag 2021“ der Konrad-Adenauer-Stiftung. Katrin Diehl war 2019/2020 Autorin des Stipendiat*innenprogramms TOUR DES TEXTES und entwickelte in dieser Zeit ihren aktuellen Theatertext „Bronstein wartet“. Sie ist Teil des kollektiven Leitungsteams des NMT in dessen Rahmen unter anderem das kollektive Schreib- wie Performanceprojekt „Panzer Wiese“ (UA 2023) entstanden ist. Zusammen mit Caitlin van der Maas arrangierte Katrin Diehl 2023 einen Leseabend für die NMT-Stipendiatin Olga Prusak. Im selben Jahr kam ihr Kinder- und Jugendstück „Warten auf was“ auf verschiedene Schulbühnen.


BRONSTEIN WARTET

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1938 in der Calle Londres 247, Mexiko City, im Haus des Künstlerpaares Frida Kahlo und Diego Rivera. In einem Nebentrakt hat man aus politischer Sympathie den Exilanten Leo Trotzki und dessen Frau Natalja Sedowa untergebracht. Leo Trotzki erwartet jeden Tag, von den Handlangern Stalins umgebracht zu werden. André Breton, der mit seiner Frau Jacqueline Lamba ebenfalls „Gast“ im Hause ist, dringt darauf, dass Trotzki endlich sein „Politisches Manifest des Surrealismus“ unterschreibt.

Das Stück, ein „ernstgemeinter Boulevard in sechs Akten, auch mit geschlossenen Augen zu genießen“,  orientiert sich am klassischen Kammerspiel: Wir haben einem Raum, in dem alles passiert. Klopft jemand an die Tür, könnte das immer auch der Mörder sein. Zusätzlich motiviert durch die Anwesenheit André Bretons, der den von ihm ausgerufene „Surrealismus“ nicht nur predigt sondern auch lebt, bestimmen nach und nach Absurdität und Orientierungslosigkeit Dialoge wie Handlung. Eine Entsprechung zur Situation, die einem Tanz auf dem Vulkan gleicht.

 

Frei zur UA


DAS URTEIL

Eine Projektentwicklung der Kinder- und Jugendtheatergruppe „Die Czaks“ für junges und erwachsenes Publikum

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1942. Wir befinden uns im Warschauer Ghetto, dort im Dom Sierot, einem Waisenhaus für jüdische Kinder, das vom Reformpädagogen Janusz Korczak geleitet wird.

Während die Welt draußen zusammen mit den Menschen zugrunde geht, hält Janusz Korczak im Waisenhaus an seinen Erziehungsprinzipien fest, zu denen vor allem die Selbstbestimmung der Kinder gehört. Ein Junge aus dem Waisenhaus, Jan, geht hin und wieder zu den Fayermans, einem jüdischen Ehepaar, verrichtet dort kleine Dienste. Einmal rutscht Herrn Fayerman - von ihm selbst unbemerkt -die Geldbörse aus der Hosentasche. Jan kämpft mit sich. Nehmen (dafür spricht sein ewig leerer Bauch) oder nicht nehmen (dafür spricht die Moral)? Jan nimmt die Geldbörse. Später werden die Kinder über alles, was da passiert ist, Gericht halten.

> Videomitschnitt der Inszenierung

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Regie: Veronika Choroba

Musikalische Begleitung: Eleonora Turkenich

Bühnenbild: Anna Knöller

Darstellende: Michaela Bader, Markus Beisl, Alex Merola; sowie vierzehn Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 16 Jahren.

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Premiere am 16.2.2020: Einstein Kultur, München, weiter Vorstellungen mussten bisher wegen der Pandemie entfallen. 


DIE MACHT DES ÄQUATORS

Klassenzimmerstück für Schüler*innen der 6. Klasse

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Theater Stegreif bringt Theater in die Schulen. Unsere Stücke sind nicht lang. Maximal 20 Minuten, aber sie passen wie die Faust aufs Auge. Der Lehrplan ist unsere Richtschnur. Das, was gerade gelehrt wird, kommt als Theaterstück daher (mit einem gerüttelt Maß an Ironie, die den Schülern gut tut und den Lehrern ein wenig Humor abfordert). Da findet sich in jeder Jahrgangsstufe etwas: von „Wie schreibe ich einen Brief?" in der 5. Klasse, bis zur „Gretchenszene" kurz vorm Abitur und eben auch etwas zum Thema „Brüche“, die in Mathe in der 6. Klasse dran kommen.

Das Besondere an unseren Auftritten ist, dass wir ganz überraschend in die Klassen einbrechen. Mitten im Unterricht geht die Tür auf und ... Vor allem den Jüngeren steht alles offen, Mund, Augen, Nase..., eine wunderbare Ausgangssituation für das, was wir vorhaben und vermitteln wollen. Nach 20 Minuten ist der Spuk vorüber und wir gehen so schnell, wie wir gekommen sind.

In DIE MACHT DES ÄQUATORS haben Wladimira und Estragona ihren großen Auftritt. Zusammen  versuchen sie, die Welt der mathematischen Brüche zu erobern, philosophieren darüber, ob Brüche etwas mit Gerechtigkeit zu tun haben. Und sie warten. Auf Godot natürlich, der schließlich auch in Form eines Kartons auf der Bühne erscheint und passend zum Thema eine Axt mitbringt.

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Text: Katrin Diehl

Regie, Dramaturgie: Sacha Anema

Darstellende: Elisa Eberle, Veronika Hessel, Anna Ripkens

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Premiere am 12.2.2016, Gymnasium Höhenkirchen-Siegertsbrunn (vier Vorstellungen in verschiedenen Klassen); weitere Aufführungen: 13.2.2016, Willy-Brandt-Gesamtschule München (zwei Vorstellungen in verschiedenen Klassen)